Albanien 2023
Wir = Timon und Thomas, Sohn und Papa, jung und alt, …
Nach dem sich mein Sohn super kurzentschlossen hat doch noch die Reise mit mir anzutreten, bin ich nun nicht mehr allein in der bösen, weiten Welt unterwegs.
1. Tag: Do., 27.07.2023 (471 km)
Heute früh ging’s los Richtung Alpen, nach Obereberfing (2).
Der Zwischenstopp auf den Weg nach Albanien, begann mit einer Regenjacke und trüben Wetter. Mehr als die Hälfte der Strecke hat es geregnet (1). Und in der anderen Streckenhälfte steckte ich auf der Autobahn in der Karawane der „Flüchtingen“ Richtung Süden.
Anm: Hüfte und Rücken beschweren sich über das lange Fahren, wollen aber trotzdem mitkommen. Blase beschwert sich manchmal, reist sich aber auf der Autobahn und ab 130 km/h zusammen.

2. Tag: Fr., 28.07.2023 (420 km)
Diese Etappe ging von Eberfing (Deutschland) zum 1. Dellach (falsches Dellach in Österreich) zum richtigen 2. Dellach in Österreich. Dadurch hatte der Kilometerzähler 56 km mehr aufgeschrieben und wir sind die Strecke zweimal gefahren.
Mein 1. Missgeschick:
Mein Moped war mit der Wahl meines Parkplatzes nicht zufrieden und mein linkes Bein war auf einmal kürzer als gedacht. So musste ich mit Tränen in den Augen meine kleines Maschinchen kontrolliert auf die Seite betten. Auẞer ein paar Kratzer am Sturzbügel und am Alukoffer ging das unfreiwillige in die Kniegehen gut aus. Das Wiederaufstehen war dann doch ein Kraftakt. Liebe Leut‘, 300 kg fühlen sich auch wie 300 kg an. Da kann man schreiben was man will. Ja, das Gewicht verteilt sich und mir sind die entsprechenden physikalischen Gesetze bekannt. Und trotzdem kriegt man einen roten Kopf beim Aufrichten der Maschine.
Regeln, die ab jetzt Gesetz beim Parken und Anhalten sind:
- Halte nur dort, wo die Beine den Boden auch wirklich berühren, damit die Maschine im Gleichgewicht gehalten werden kann.
- Spontane Gedanken, wie „ich fahre jetzt mal schnell nach rechts oder links hoch“, ist ab sofort passe.
3. Tag: Sa., 28.07.2023 (195 km)
Vorneweg – superschöne Tour von Dellach nach Bovec und zu unserer Unterkunft in Slowenien. Kurven bis der Po wund ist.
Anm.: DCT ist – sorry – einfach nur g**. Ich weiẞ nicht, wie oft ich kuppeln und mein Fuẞ bewegen hätte müssen, mit Schaltgetriebe.
Schotterstrecke, enge Kehren, schlechter Asphalt, stressige Verkehrsteilnehmer, schöne Landschaften – alles dabei. Auf einem kleinen Pass kamen mir sogar zwei High–Speed–Skateboard–Lebensmüde–Fahrer in gebückter Stellung entgegen geschossen.
Hier meine heutige Lehre: Auf einem Pass wartet hinter jeder Kurve ein Ü–Ei!




4. Tag: So., 30.07.2023 (177 km)
Heute ging es von Idresk (Slowenien) nach Povile (Kroatien).
Kopfkino in 4D: Ich möchte die Fahrt nach Povile – besonders den Streckenabschnitt von Rijeka nach Povlin an der Küste beschreiben, da ich auf Bilder und Videos verzichtet habe.
Also, Augen zu: Stellt euch vor, der Kopf hängt in einer Fritteuse, der Körper in einem Gummianzug ohne Luftlöcher, ihr seht rechts das blaue Meer, über euch strahlend blauer Himmel und auf der Küstenstraẞe vor euch eine Autokolonne, die sich mit einer gefühlten Geschwindigkeit einer gelangweilten Galapagos–Schildkröte fortbewegt.
Heutige Entscheidung: Die Ratemal–das–Wetter–Lügen–Fakenews–App musste sich von meinem Smartphone verabschieden.
Bis nach Povlin war Regen mit einer Wahrscheinlichkeit angezeigt, so dass ich auf Weltuntergangsstimmumg gesetzt und meine Regenjacke angezogen habe. Nass wurde ich nur von meinem eigenen Schweiẞ. KEIN Regen, völlige Trockenheit. Teert und federt die Meteorologen und – ja – auch die Meteorologinnen oder gebt ihnen wenigstens zur Strafe ein nasses Fuzzi.

5. Tag: Mo., 31.07.2023 (370 km)
Mein Sohn und ich starteten heute bei super windigem Wetter Richtung Omis (liegt ca. 20 km hinter Split). Die Unterkunft hatte ich genau deshalb gebucht, da ich mir den Namen gut merken kann. Wenn mich jemand fragen sollte, wo ich im Urlaub war, kann ich sagen, ich war in O…is. Ok, der war flach. Vielleicht lösche ich den Satz. Mal schauen was meine geliebte Moni dazu sagt.
Zurück zur Beschreibung: Eine Kurve nach der anderen hat sich zu einem Rechts-Links-Links-Rechtstanz entwickelt –> Hüfte war danach super geschmiert. In Kombination mit dem Seitenwind war das schon einmal ein Erlebnis.
Anm.: Hüfte und Rücken haben aufgegeben zu jammern. Sie haben sich tapfer ihrem Schicksal ergeben. Blase meldet sich hin und wieder mal und meldet den Wasserstand präzise mit einem unverwechselbaren Ziehen zwischen den Beinen.
Reine Fahrtzeit: 7 Stunden!



6. Tag: Di., 01.08.2023 (170 km)
Fahrtzeit: Läppische 4 Stunden (ohne Pausen und Zwangsstop–and–Go an den beiden Grenzen)
Was war heute so Interessant: Die Küstenstraẞe durchquert zwischen Makarsk und Dubrovnik ein klitzekleines Zipfelchen von Bosnien Herzogowina. Wir standen, saẞen und stöhnten auf unseren Motorrädern – besonders bei der Ausreise aus BIH – länger an den beiden Grenzkontrollen, als wir durch dieses Landstück gefahren sind. Wahnsinn.


Dubrovnik – Stadtbesichtigung
Die Stadtbesichtigung bleibt mir stets in Erinnerung. Nach ein paar hundert Metern, hat mir doch eine Taube auf meine Adolf–Dassler–weiẞe–Gedächtnis–Lieblingskappe gesch***en. Ich liebe Tauben! Ein Schiss aufs Haupt soll ja Glück bringen. Mal schauen, was die Vorhersehung an Glück mir bringt.
Die Kosten für die Besichtigung der Stadtmauer hat mich auch beeindruckt. 35 Euro, um auf der Mauer ins Meer zu schauen ist schon heftig. Auch ist die Ballung von Touristen auf so einem kleinen Bereich nicht wirklich nach meinem Geschmack.



7. Tag: Mi., 02.08.2023 (70 km)
Von Dubrovnik nach Risan (Nr. 60, Montenegro)

Ja, auch unsere Mopeds benötigen eine kleine Pause zum Durchschnaufen. Diese haben wir ihnen gegönnt und schon nach 70 km in die Parkposition befördert. Wir nutzten derweil die Zeit, um uns am Strand zu erholen.
Anm.: Hüfte hat heute aufgemuckt. Will nach Hause und zwar jetzt, schnell, sofort und überhaupt. Hab‘ ihr mit einer neuen Op gedroht. War sofort wieder versöhnt.
Morgen wird’s passieren. Wir werden Albanien erreichen. Wahnsinn!


7. Tag: Do., 03.08.2023 (ca. 300 km)
Risan nach Durres
What a feeling











8. Tag: Fr., 04.08.2023
Von Durres nach Gjinar (Elbasan)


Meine kleine Drecksau!





9. bis 13. Tag: Sa., 05. – Mi., 09.08.2023 (Ende-Gelände)
Tirana ich komme für fünf Tage – UNFREIWILLIG!
Kostenlose Unterkunft: Krankenhaus (Spitali Universitari Trauma)
Erlebnis: 5 von 5 Sternen = braucht man nur nicht!
Lerninhalte: 3 Rippenbrüche und Kollabierung der rechten Lunge, albanische Krankenhäuser/Ärzte/Krankenwagen und albanische Engel, Rüttelfahrt mit Krankenwagen nach Tirana, ADAC und Stress.
Was ist passiert?
Ähnlich beste Straßenverhältnisse wie am Vortag – beste Voraussetzungen für einen Funny Day. Soweit die Vorfreude. Leider wollte sich meine kleine Dicke lieber auf einer Abfahrt mal kurz auf der rechten Seite ausruhen, hatte aber vergessen, dass meine Rippen ggf. auf einen Stein landen könnten. So dann geschehen. Der Stein, der mir die drei Rippen gebrochen hatte, war dann wohl doch härter als gedacht. Ok, in the middle of Nirgendwo, mussten wir zwei Stunden zurück in die Zivilisation fahren. Hat auch soweit geklappt, bis ich Hunger auf einen Snickers und eine Cola bekam. Abstieg vom Motorrad vor einem „Tante-Emma-Laden“ in Librazhd und schwupp hat sich meine rechte Lunge verkrümelt – ohne Snicker keine rechte Lunge – richtig so. Atemnot, Schmerzen alles zusammen und kein Snickers -> Sch** tag. Ein netter Albaner hat die Lage sofort erkannt und mich zum ortsansässigen Provinz-Krankenhaus gebracht. Schmerzskala: 10 von 10. Sofort Opium/Morphium oder irgendetwas starkes bekommen. Röntgen ohne Genitalschutz, weil die Ärzte sofort erkannt hatten, dass kein Nachwuchs mehr ansteht. Das ist gelebte Professionalität vom Feinsten. Dann kamen zwei Polizisten und sogar der örtliche Polizeichef nebst Tochter, um die Sprachbarrieren zu überbrücken – Ehre wem Ehre gebührt. Ehrenbürger, Pressekonferenz? Ui, ui, ui. Nett ist was anderes. Da herrscht noch Rrrrespekt vor der Obrigkeit. Meinen Unfall musste ich gefühlt 1000 mal wiedergeben und versichern, dass kein albanisches Subjekt und/oder Objekt verletzt wurde. Übrigens den Google-Übersetzer Deutsch-Albanisch ist lustig. Bringt nur kuriose Antworten oder Fragen, die ich überhaupt nicht deuten konnte. Lasst es!
So, nun zur Wilden Maus, die Fahrt nach Tirana.
Wie schon erzählt, sind die Straßen eine Herausforderung. Sprungschanzen, tiefe Löcher und Asphalt der momentan im Urlaub war, hat die einstündige Fahrt zu einem unvergesslichen Erlebnis gemacht. Auf `ner Rüttelplatte ist es ruhiger.

Im Krankenhaus Tirana angekommen, fing die Korrespondenz mit meiner Ehefrau, ADAC, Auslandskrankenkasse und Co. an. Meterlange WhatsApp-Nachrichten wurden geschrieben. Wahnsinn. Nach einem weiteren MRT stand fest, die Lunge hat sich immer noch verkrümelt. Also Not-OP. Ei, ei, und noch ein Ei. Kein Papierkram, keine Unterschrift, keine Aufklärung über Risiken und schwupp lag ich unterm Messer. Bürokratie gibt es nicht, Datenschutzerklärungen lächerlich. Yeap!
Die beiden Ärzte, Dr. Gjika und Dr. Bitri, sind wirklich super und haben mir das Vertrauen gegeben, dass die Sache gut wird. Bei einem kleinen Scherz, den alle im OP-Saal anscheinend super fanden, bin ich doch etwas in Schockstarre verfallen. Einer meinte doch, ein Deutscher braucht eh nur eine Lunge bei dem Sauerstoffgehalt von 99%. Ich habe schone meine kleine Kollabierte bei Ebay zum Verkauf gesehen.
Ich möchte mich besonders bei Leonard Guni bedanken, der mir an knapp fünf Tagen zur Seite stand, um Essen und Trinken zu besorgen. Herzlichen Dank.
Albanische Krankenhäuser sind kostenlos. Allerdings müssen Famileinangehörige die „Pflege“ am Bett übernehmen! Ein bißchen problematisch könnte man den Quotienten zur Toilettennutzung einstufen. Etwa 20 (6 Patienten + xBesucher) : 1. Krankenhaushygiene sieht definitiv anders aus – wir sind ja nicht beim OpenAir-Rockkonzert in Wacken. Sorry.
This is the end, you know (Wer hat es gesungen, wer weiß es?)
13. Tag: 09.08.2023 (Krankenhaus Bad Nauheim)
Am Mittwoch war es dann soweit. Flug von Tirana mit dem ADAC-Medizinflieger und ab nach Bad Nauheim. Liebe Ärzte des Krankenhauses in Bad Nauheim, mal ein Blick auf die Freundlichkeit der albanischen Ärzte werfen. Demut, Respekt und Wertschätzung gegenüber Patienten zeichnen tolle Menschen aus, auch wenn das Umfeld nicht Hightech ausgestattet ist. Kurze Hospitation im Krankenbett in meinem Krankenhaus in Tirana wirkt Wunder.
An dieser Stelle bedanke ich mich bei allen Pflegekräften im Krankenhaus in Bad Nauheim – besonders bei den netten Pflegekräften aus dem Ausland. Weiter so.